Schneller Entscheidungen bekommen - Die besten Strategien und effektivsten Methoden by Georg Jocham

Schneller Entscheidungen bekommen - Die besten Strategien und effektivsten Methoden by Georg Jocham

Autor:Georg Jocham
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Redline Verlag
veröffentlicht: 2019-07-30T00:00:00+00:00


Zahlen, Daten und Fakten sind wichtig – und zu wenig

Vor ein paar Jahren – meine Frau war gerade mit unserem ältesten Sohn Daniel schwanger – begannen wir uns nach einer Wohnung umzusehen. Den Stadtteil unserer Wahl hatten wir identifiziert, nun wollten wir uns endgültig sesshaft machen und unsere Ersparnisse in ein Eigenheim investieren. Bereits nach einer knappen Woche hatten wir eine wunderschöne Wohnung entdeckt. Sie war groß genug für ein oder zwei weitere Kinder, gut aufgeteilt, mit großer Terrasse. Meine Frau begann bereits gedanklich mit den Renovierungs- und Verschönerungsmaßnahmen, schließlich war die Wohnung nicht mehr ganz neu. Hier das neue Bad, dort ein wenig an der Küche arbeiten, den Boden müssten wir wohl neu machen, vielleicht eine Fußbodenheizung? Klarer Fall, sie hatte ihre ganz persönliche Kaufentscheidung bereits getroffen. Der Preis, den die Maklerin aufrief, war zwar für uns eine Menge Geld, für die gute Lage schien er uns aber recht günstig. Das machte mich skeptisch. Bei der Besichtigung von Keller und Garage fanden wir dann erste verdächtige Zeichen, die meiner Skepsis weitere Nahrung gaben. An den Keller- und Garagenwänden waren kreisrund verspachtelte Flecken. Hier waren offenbar Löcher gebohrt und dann wieder verschlossen worden. Hatte jemand Proben entnommen? War der Keller denn undicht? Das wäre natürlich ein Problem und würde den günstigen Kaufpreis erklären. Schließlich musste ein Gutachter her, wir wollten schließlich Gewissheit, bevor wir unser gesamtes Vermögen in eine Wohnung investierten.

Das Gutachten war etwa 20 Seiten dick und führte anhand vieler Fotos und unter Beschreibung der Messmethoden aus, dass … ja was eigentlich? Das war gar nicht so leicht zu erkennen. In langen Kolonnen wurden Zahlen, Daten und Fakten wiedergegeben. Immer wieder fanden sich Diagramme, in denen sich Linien über das Blatt schlängelten. Aber was das alles für uns und unsere Kaufentscheidung bedeutete, stand dort nirgends. Das Gutachten und ich, wir kommunizierten vollkommen aneinander vorbei. Dabei waren meine Fragen an den Gutachter ganz einfach gewesen: Muss der Keller saniert werden? Wenn ja, wie viel kann das kosten? Und in letzter Konsequenz: Soll ich die Wohnung zu diesem Preis kaufen? Das Gutachten hingegen hielt sich mit solchen Banalitäten erst gar nicht auf, sprach eine ganz andere Sprache. Es ging um Normen, um verbaute oder nicht verbaute Anschlüsse, um Betondicken und Schüttungen. Wenn doch wenigstens davon die Rede gewesen wäre, wie viel Wasser hineinrinnt und wie viel im Vergleich dazu normal oder akzeptabel wäre … aber nichts da! Seite für Seite gab es Zahlen und technische Erklärungen. Was fehlte, war das Wichtigste. Was hieß das alles für uns? Ich war irritiert und genervt. Ich hatte das Gutachten konzentriert durchgelesen, mir nach ein paar Seiten einen roten Stift genommen, und eine Stunde später sah das Gutachten aus wie ein Schlachtfeld nach einem mittelalterlichen Gemetzel. Alles war blutrot. Bevor ich das Gutachten in die Hand bekommen hatte, wollte ich drei einfache Fragen beantwortet haben. Nun waren es plötzlich 30, und auf die meisten davon wollte ich nur deshalb eine Antwort, damit ich verstehen konnte, was da stand. Mir schwirrte der Kopf. Tags darauf sprach ich ausführlich mit dem Gutachter.



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